Das lukrative Geschäft mit der Tinte
Bei Kartuschen gibt es Preisunterschiede von bis zu 70 Prozent - Fremdanbieter lassen sich von Geräteherstellern nicht ausbremsen
Berlin Sie ist alles andere als ein Schnäppchen: Druckertinte hat den Weg zu einer der weltweit teuersten Flüssigkeiten geschafft. Der Hersteller Hewlett Packard (HP) verlangt für einen mit nur acht Milliliter gefällten Farbdruckkopf 23 Euro, macht pro Liter stolze 2875 Euro. Der Markt ist hart umkämpft. Bei weltweit mehr als 270 Millionen verkauften Tintenstrahldruckern ist der Verkauf von Tintenpatronen für uns - wie für alle Druckerhersteller - ein großes, wichtiges Geschäft", betont etwa Ralf Groh, HP-Vertriebsdirektor Zubehör Deutschland.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass vor allem die teuren Nachkaufpatronen einen wesentlichen Beitrag zum Gewinn der Druckersparten der Gerätebauer leisten. Der Verkauf des Druckers ist aus ihrer Sicht im Idealfall deshalb nur der Beginn einer langen Kundenbeziehung. Die Hersteller bestreiten vehement, dass Tintenstrahldrucker unter Preis verkauft werden", beschreibt Tim Gerber vom Fachmagazin C't" die Eigenheiten der Branche. Es ist aber ein lukratives Geschäft, Verbraucher zu ködern." Tatsächlich gibt es Neugeräte bereits ab 40 Euro. Nach einigen Ersatzfüllungen ist derselbe Betrag zuweilen schnell erneut ausgegeben.
Bei jährlich drei Millionen in Deutschland verkauften Tinten strahldruckern boomt das Nachfüllgeschäft. Um sich diese Einnahmen und ihr Liefermonopol zu sichern, unternehmen einige Anbieter erhebliche Anstrengungen. Allen voran Lexmark und HP, deren Drucker nur Kombinationskartuschen aus High-Tech-Druckkopf, Elektronik und Tintentank zulassen.
Damit wird Fremdanbietern das Geschäft erschwert, denn die Einweg-Druckkäpfe sind patentgeschätzt und dürfen nicht nachgebaut werden. Doch auch das bremst die Konkurrenz nicht' aus.
Dritthersteller wie Pelikan Hardcopy, KMP Printtechnik, K+U Printware sammeln leere Tintenkartuschen, befüllen sie und können so Originalpatronen ohne Patentverletzungen bis zu 70 Prozent günstiger anbieten.
In Europa setzen diese Refiller inzwischen jährlich zwei Milliarden Euro um. Die Originalhersteller kontern teilweise mit einem Software-Kniff: So lässt sich die Füllstandsanzeige zuweilen nicht überreden, wieder aufgefüllte Patronen auch als voll anzuzeigen. Wesentlich leichter ist es bei Canon und Epson, auf Fremdware umzusteigen, denn dort können Tintentanks weitgehend problemlos ausgetauscht oder nachgefällt werden.
Die Druckerhersteller haben sich auf die billiger Konkurrenz eingestellt und werben mit Qualität. Wie in anderen Branchen existieren hier unterschiedliche Qualitätsstufen und Preismarken", sagt Epson-Manager Rolf-Hendrik Arens. Doch die Billigangebote sind je nach Anspruch durchaus eine überlegung wert.
Tests der Fachzeitschriften C't" oder PC Professionell" zeigen, dass gute unter den Billigtinten in Einzeldisziplinen mitunter besser als das Original sind. Die ausgeglichene Leistung und die Langzeitqualität von Originaltinte seien aber weiterhin unschlagbar. Die Markenware kann jedoch auch nur trumpfen, wenn teure Spezial-papiere verwendet werden: Wer seinem Drucker nur billiges Kopierpapier gönnt, kann sich den Griff zur teuren Originalpatrone sparen.




